Jetzt mal einige Informationen statt Rezepte...
Lange Zeit habe ich mich persönlich mit dem Thema „Honig und vegan leben“ beschäftigt. Aus ethischer, aber vor allem gesundheitlicher Sicht. Veganer ernähren sich „gesund“ und essen trotzdem Zucker? Das war mein Problem, an der veganen Ernährung. Wieso sollte in dem Fall Zucker besser sein als Honig? Wenn man sich aus ernährungswissenschaftlicher Sicht überlegt was alles im Honig an Vitalstoffen steckt - Mineralien, Spurenelemente, Vitamine, Fermente … - dann gibt es fast kein besseres Nahrungsergänzungsmittel.
Also blieb rein logisch gesehen, nur der ethische Aspekt und von dem wollen wir überzeugen!
In verschiedenen veganen Foren und von Veganern hört man oft nur einen Satz „Honig wird von Bienen produziert und ist nicht vegan, da hier Tiere ausgenutzt und zum Teil getötet werden“. Es ist schön, dass es Menschen gibt, die sich tatsächlich um den Umgang mit Tieren Gedanken machen, aber ist es beim Thema Honig auch berechtigt?
Definitiv ist und bleibt Honig ein Erzeugnis von Bienen (also Tieren) und in dem Sinne ist es, wenn es danach geht, kein veganes Produkt.
Trotzdem möchte ich, in Verbindung mit einem zertifizierten BioImker einen Ausblick aus den veganen Gruselgeschichten über Honig geben.
Eines sei jedoch Vorweg gesagt, eine Unterscheidung von konventionellem und Biohonig ist ein Muss, wenn es um ethische Aspekte geht.
Und bevor jetzt Stimmen laut werden, selbstverständlich ist uns klar das Bienen nicht gesteuert werden können auf welche Bio oder nicht Bioblümchen sie fliegen, aber beim Thema Honig kommt man trotzdem an diesem Thema nicht vorbei.
Viel Spaß beim lesen und für Anregungen und Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung!
Dreihzehn "Aussagen" über Imker und Honig
1. Imker reißen den Bienen Flügel und Beine aus
Es gibt Imker, die der Königin einen Teil eines Flügels abschneiden, um sie am Schwärmen zu hindern. Ausgerissen wird der Flügel aber nicht, denn die Gefahr wäre zu groß, daß die Königin durch Folgeverletzungen in der Legeleistung nachläßt oder total ausfällt (Königinnen mit schwacher Leistung werden vom eigenen Volk getötet und eine neue aufgezogen). Beine auszureißen hat keinerlei Sinn, macht aber Arbeit: folglich macht das kein Mensch. In der Öko-Imkerei sind jegliche Verstümmelungen, also auch das Beschneiden der Flügel, absolut tabu und verboten.
2. Honig enthält Rückstände von Antibiotika
Das ist in dieser pauschalen Darstellung Unsinn. Richtig ist, daß die meisten konventionellen Imker chemische Mittel gegen die Varroa-Milbe einsetzen (z.B. Perizin® der Firma Bayer). Diese Mittel sind aber keine Antibiotika. Richtig ist auch, daß Rückstände davon sich im Wachs und letztlich auch im Honig anreichern können. Vor einigen Jahren wurden zur Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut (eine Bienenkrankheit) teilweise Antibiotika eingesetzt. Inzwischen sind diese in Deutschland verboten. Bio-Imker dürfen grundsätzlich nur organische Säuren (z.B. Ameisensäure, Oxalsäure) verwenden, die übrigens auch natürlicherweise im Honig vorkommen. In Bio-Honig sind also ganz sicher keine Antibiotika.
3. Der Wert von Honig für die Ernährung wird überschätzt / Honig ist wie Zucker ungesund
Das Gegenteil ist der Fall. Honig zählt zu den wertvollsten Arznei- und Heilmitteln und wird nicht zufällig seit Jahrtausenden von Menschen genutzt. Die mehr als 20 Zuckerarten im Honig sind etwas ganz anderes, nämlich keine Polysaccharride (wie Rohr- oder Rübenzucker), sondern Einfachzucker, die vom Körper nicht erst aufgespalten werden müssen. Von den Vitaminen, Mineralstoffen usw. ganz abgesehen. Honig wirkt auch äußerlich, z.B. zur Unterstützung der Wundheilung
4. Die Bienen werden bei der Honigernte getötet
Einen solchen Unsinn habe ich selten gelesen. Warum sollte ein Imker das tun? Ehrlich: das macht nicht einer! Denn von einem lebenden Volk kann er ein weiteres Mal Honig ernten, von einem toten nicht.
Ebenso ist die Behauptung Unsinn, bei der Honigernte werde Brut, also Bienenlarven oder -puppen, getötet. Brut ist für den Imker das Wertvollste am ganzen Bienenstock (noch wertvoller als Honig), denn die gute Entwicklung, Überwinterung und damit der Fortbestand des Volkes hängt von ausreichend starker Brut ab. Im übrigen sind Brut- und Honigräume voneinander getrennt. Der Honig, den die Bienen im Brutraum in direkter Nachbarschaft der Brutzellen abgelagern, wird von Imkern mit guter fachlicher Praxis nicht entnommen. Deshalb hat man bei der Honigernte überhaupt nichts an der Brut zu tun – wie sollte also bei dieser Gelegenheit Brut vernichtet werden?
Es kann allerdings vorkommen, daß bei der Entnahme oder beim Wiedereinsetzen der Honigwaben einzelne Bienen versehentlich zerdrückt werden. Oder wenn der Imker gestochen wird, verliert die Biene ebenfalls ihr Leben. Aber im Verhältnis zur Gesamtzahl der Individuen ist die Anzahl dieser Opfer extrem gering und ist keine bösen Absicht..
Ich selbst verwende zur Honigernte eine sog. Bienenflucht. Das ist eine Art Trennwand zwischen Brut- und Honigraum. Sie wird am Tag vor der Honigernte eingesetzt. In der Wand ist eine Öffnung mit einer Vorrichtung angebracht, die nach dem „Irrgarten“-Prinzip die Bienen vom Honig- in den Brutraum leitet. Den umgekehrten Weg finden die Bienen nicht. Auf diese Weise ist am nächsten Tag die Honigzarge bienenfrei und kann einfach abgenommen werden – ohne Streß, ohne Stiche und ohne das Volk nennenswert zu stören.
5. Der Imker benutzt Rauch, um die Bienen damit zu betäuben...
...was häufig sogar zum Tod der Bienen führt. Tatsache ist: die Bienen interpretieren den Rauch als nahenden Waldbrand und machen sich bereit, die Behausung notfalls zu verlassen. Dazu nehmen sie Proviant auf, nämlich Honig. Und eine satte Biene mit voller Honigblase sticht nicht (oder selten). Das ist die Wahrheit über den Rauch. Die Bienen werden durch den Rauch weder betäubt noch irgendwie geschädigt.
6. In kalten Gegenden brennen Imker ihre Völker ab, weil es zu teuer wäre, sie zu überwintern
Unglaublich! Wer denkt sich so etwas aus? Bitte mal kurz nachrechnen: eine gute Bienenkönigin kostet mindestens 40,00 €, ein ganzes Volk etwa 100,00 €. Dazu kommen Kosten für die Bienenwohnung (selbst wenn es eine billige „Einmalbeute“ tatsächlich geben sollte, wird auch die nicht umsonst sein). 25 kg Zucker, was weit mehr als nötig ist, um ein starkes Volk einzuwintern, kosten etwa 20 €. Was ist jetzt für den profitgierigen Imker billiger? Noch nicht gerechnet das Benzin... Übrigens: auch in kalten Gegenden ist das Überwintern von Bienen völlig unproblematisch.
7. Bienenköniginnen werden künstlich besamt, was eine Quälerei für das Tier ist
Das stimmt, außer bei Bio-Imkern. In der konventionellen Imkerei gelten sog. Reinzucht-Königinnen als besonders wertvoll (was bezweifelt werden darf). Diese werden mit einem entsprechenden Instrument künstlich besamt. Ob das eine Quälerei für die Königin ist, weiß ich nicht, aber es ist anzunehmen. Die Königin wird zur künstlichen Besamung aber in Narkose versetzt. Für Bio-Imker ist künstliche Besamung verboten! Es gibt sogar Öko-Verbände, die eine Vermehrung der Bienenvölker ausschließlich über Schwärme, also die natürlich Art der Volksteilung, gestatten.
8. Die „Ausbeutung“ der Bienen
Ein starkes Bienenvolk produziert in einem Sommer (entsprechend ausreichende Trachtquellen vorausgesetzt) etwa 140 kg Honig. Davon verbraucht es etwa 80 kg für den „laufenden Betrieb“, also zum Heizen der Behausung, Aufzucht des Nachwuchses, für Wachsproduktion, als "Flugbenzin". Bleiben also etwa 60 kg als Wintervorrat, von denen aber nur etwa 25 kg gebraucht werden — der Rest ist wirklich überflüssig und wird nicht benötigt. Es können also ca. 35 kg geerntet werden, ohne den Bienen etwas anzutun. Allerdings ernten die meisten konventionellen (und die industriellen sowieso) den gesamten Wintervorrat und geben als Winterfutter eine Zuckerlösung. Bio-Imker überwintern ihre Völker dagegen auf eigenem Honig (höchstens ein Teil wird durch Futter ersetzt).
9. Durch die Bienenzucht werden auch andere Insekten (z.B. Hummeln und Wildbienen) verdrängt und die Artenvielfalt gefährdet.
Ohne die Bestäubungsleistung der Honigbienen bei Wild- und Kulturpflanzen wäre eine ausreichende Versorgung von Menschen und Tieren mit Nahrungsmitteln nicht gewährleistet. Wildbienen, Hummeln, Honigbienen und sonstige bestäubenden Insekten leben mit der geringen Honigbienendichte nicht im Nahrungswettbewerb, dafür gibt es keinen seriösen wissenschaftlichen Beweis. Honigbienen gibt es seit ca. 90 Mio. Jahren und waren immer Bestandteil der Artenvielfalt. Vor allem sind Hummeln und Wildbienen häufig Bestäubungsspezialisten, und gewinnen ihre Nahrung von Pflanzen, die häufig von Bienen gar nicht beflogen werden, da die Rüssellänge nicht ausreicht um an den Nektar zu gelangen oder das Eigengewicht nicht ausreicht um eine Nektarquelle zu „knacken“.
10. Hummeln und Wildbienen werden durch die selben Schädlinge (Varroa-Milbe) geschädigt
Die Varroamilbe ist ein spezialisierter Schmarotzer der Honigbiene. Die Vermehrung dieses Tieres kann nur in der Brut einer Honigbiene erfolgen, weil Hummeln und sonstige Wildbienen ganz eigen, von der Honigbiene abweichende Vermehrungsprozesse durchleben, (Größe der Brutzellen, Entwicklungsdauer der Brut … ) die Grundvoraussetzung für die Vermehrung der Varroamilbe sind.
11. Es ist üblich, schwache Bienenvölker im Frühjahr abzuschwefelt, also bei lebendigem Leib verbrennen.
Das ist in der Bio-Imkerei nicht erlaubt und wäre aus meiner Sicht auch unnötig, das selbst schwache Völker sinnvoll genutzt werden können und bei ausreichendem Nahrungsangebot spätestens zu „Sommerblüte“ über eine ausreichende Anzahl von Bienen verfügt, die eine Ernte ermöglicht. In der konventionellen Imkerei ist es aber gängige Praxis.
12. Honig ist für Babies lebensgefährlich (wegen möglicher Botulinus-Toxin-Belastung)
Es gibt bisher keinen Nachweis, dass ein Baby nach dem Genuss von Honig gestorben wäre. Glücklicherweise ist der Säuglingsbotulismus ein sehr seltenes Krankheitsbild. Es ist vereinzelt der Botulinus im Honig nachgewiesen worden, deshalb gibt es die vorsorgliche Empfehlung, Kindern unter 12 Monaten keinen Honig zu verabreichen.
13. Natürlich werden, da sie den Gewinn der Imker schmälern würden, auch andere „Insekten als Bienenschädlinge“ bekämpfen
Abgesehen davon, dass die Bekämpfung der meisten Insekten gegen das Naturschutzgesetzt verstößt, ist es aus meiner Sicht auch völlig unnötig. Der Bienenwolf benötigt zum überleben nur wenige Bienen und selbst die Hornissen fangen und töten nur wenige Bienen am Tag. Wenn man bedankt, dass in der Hochsaison eines Bienenvolkes bis zu 2000 Bienen am Tag schlüpfen sind diese vermeintlichen Verluste absolut unbedeutend und haben keinen messbaren Einfluss auf die Honigernte. Ameisen, die sich manchmal in einer Bienenbeuten niederlassen, werden nicht zwangsweise, zur Plage. Die einfachsten Abwehrmöglichkeiten sind absolut ameisenfreundlich, weil lediglich das Aufsteigen über ein Topf (gefüllt mit Pflanzenöl ) ausreicht um das Eindringen zu unterbinden.